Die Zeit der schlafenden Hunde
Autorin: Mirjam Pressler
Erschienen im: Beltz & Gelberg Verlag
272 Seiten - Ab 13 Jahren
In ihrem Jugendbuch, "Die Zeit der schlafenden Hunde" erzählt
Mirjam Pressler die Geschichte der achtzehnjährigen Johanna
Riemenschneider, die bei einer Klassenfahrt nach Israel plötzlich
mit ihrer Familiengeschichte zu Zeiten des Naziregimes konfrontiert
wird.
Dort trifft sie die alte Frau Meta Levin, deren Familie vor der
Machtübernahme der Nationalsozialisten das Modehaus
Riemenschneider, das nun Johannas Familie gehört, besaß.
Während der Arisierung hatte Johannas Großvater das
Geschäft weit unter seinem wahren Wert gekauft und profitierte so
von der Notlage der jüdischen Bevölkerung. Nach der
Rückkehr aus Israel ist für Johanna nichts, wie es einmal
war. Johannas Welt gerät aus den Fugen, denn bis dahin war sie
davon ausgegangen, dass das Geschäft - Lebensmittelpunkt der
Familie - vom Großvater gegründet und "von seiner Hände
Arbeit zum Erfolg geführt wurde". Sie beginnt zu recherchieren und
gerät zunehmend in Konflikt mit ihrem Vater. Der Streit eskaliert
und führt fast zum Bruch.
Wenn man nach den oftmaligen Zeitsprünge im ersten Teil des Buches
die Orientierung gefunden hat, liest sich das Buch flüssig.
Bemerkenswert finde ich die "kleine" Geschichte im Umfeld der
weltbewegenden Ereignisse, die Dynamik von Familienbande und
Freundschaft und vor allem die Dramaturgie des Buches - nach und nach
lüftet Johanna ein Geheimnis nach dem anderen.
"Die Zeit der schlafenden Hunde" ist keine der großen Helden-
oder Schicksalsgeschichte vor dem Hintergrund des Dritten Reiches, wer
große geschichtliche Zusammenhänge erwartet, wird
enttäuscht sein. Das Buch beschreibt einfühlsam und ohne
Pathos, wie (Familien-)Vergangenheit einholen kann und zeigt einen
möglichen Umgang mit Bewältigung einer noch immer
tabuisierten Lebensphase unserer Großeltern und Eltern, wie sie
in unmittelbarer Umgebung statt finden kann.
Diese Buchbesprechung stammt von Christine, schon erwachsen, aus
Wien (Januar
2005)