LIBELLENSOMMER
Autor: Antje Babendererde
Erschienen im: Arena Verlag
267Seiten - Ab 13 Jahren
Von Anfang an findet Jodie Jay Muskalunge unheimlich. Deswegen fragt
sie ihn auch gar nicht erst, ob er sie mitnimmt. Sein ablehnender
Blick, ist ihr Antwort genug. Stattdessen steigt sie zu einem
Truckfahrer, der ihr verspricht sie nach Sudbury zu fahren. Zu Tim,
ihrer „großen Liebe“. Zuhause hat es Jodie, seit die Fabrik in
der ihr Vater arbeitete geschlossen wurde, weil sie auf Reservatgebiet
stand, nicht mehr ausgehalten und ist abgehauen um zumindest ein paar
Wochen bei ihrer Emailbekanntschaft zu bleiben.
Als der Truckfahrer in einem dunklen Wald hält und versucht sich
an Jodie heranzumachen, wird sie von Jay gerettet. Der junge Indianer
hat zu wenig Zeit um Jodie zurück in eine Stadt zu bringen - er
muss zu seinem im Sterben liegenden Bruder um ihm das lebensrettende
Penicillin zu bringen. Kurz entschlossen nimmt er sie in seine Heimat
am Windigo See mit, in ein Funkloch mitten in der tiefsten Wildnis
Kanadas ...
Drei Wochen verbringt Jodie in dem Indianercamp am Windigo See. Von den
anderen Campbewohnern wird sie, wegen ihrer Hautfarbe, ablehnend
behandelt. Nur Althea, die einzige Frau im Camp, steht zu ihr. Für
Jays Bruder kommt die Hilfe zu spät, er stirbt kurz nach ihrer
Ankunft im Camp. Nun muss Jay mit seiner Trauer klarkommen. Die anderen
Indianer lassen ihn in Ruhe, nach Tradition der Cree muss er alleine
einen Weg finden mit seinem Verlust zu leben. In dieser Zeit ist es
Jodie, die sich über alle Regeln hinwegsetzt und für Jay da
ist. Sie weicht keine Sekunde von seiner Seite, anfangs weil sie ihn
als Beschützer braucht und später weil sie sich in den jungen
Indianer verliebt. Zwischen den Beiden entwickelt sich etwas
unglaublich Schönes und „Echtes“. Beide wissen, dass es wahre
Liebe ist - und durch ihr intensives Leben in der Natur und Antje
Babendererdes wunderschöne Sprache zweifelt man keine Sekunde
daran, auch wenn sie nur so kurze Zeit zusammen sind!
Die restlichen Campbewohner beschließen, dass Jodie das Camp
nicht verlassen darf. Sie fürchten das Jodie zuviel von ihren
Plänen, Rodungsmaschinen zu zerstören, mitbekommen hat. Jay
bringt sie trotzdem zurück zu ihrer Familie, an die Jodie in den
letzten Wochen fast überhaupt nicht mehr gedacht hat. „Es war
unser Abschied und doch war es in diesem Augenblick für immer.“,
denkt sie sich an ihrem letzten Abend.
Zuhause muss sich Jodie erst einmal wieder an die „zivilisierte“ Welt
gewöhnen. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Ihre Eltern haben
sich wieder vertragen und es stellte sich heraus das Tim erst 13 ist.
Jodie vermisst Jay sehr und ihre beste Freundin zweifelt schon, ob
Jodie sich das Ganze nicht nur ausgedacht hat, da steht Jay eines Tages
einfach vor ihrer Schule und fragt ob er sie nach Hause fahren darf.
So endet das Buch und welches Zuhause Jay nun meint (das Camp oder die
Wohnung von Jodies Familie) bleibt der Fantasie des Lesers
überlassen. Ich persönlich glaube, dass Jodie eines Tages
(später) in das Camp zurückkehren und dort dann auch bleiben
wird.
„Libellensommer“ ist einfach nur schön, schön und nochmals
schön! Ante Babendererde hat eine unglaublich tolle Sprache und
ein enormes Wissen über die Kultur der Indianaer. Sie macht aber
nicht wie viele andere Autoren den Fehler und versucht uns dieses
Wissen geballt aufzudrängen, sondern sie bringt immer wieder
kleine Gesten oder Wörter die einen berühren.
Auch die Veränderungen die in Jodie vorgehen (anfangs ist sie
unaushaltbar!) sind toll! Wie sie lernt keine Fragen zu stellen und
trotzdem Antworten zu bekommen oder wie sie anfängt die Natur zu
spüren und begreift, dass die Indianer nicht an der Kündigung
ihres Vaters schuld sind, ist einfach nur wunderschön
Ich habe „Lakota Moon“ schon geliebt und „Libellensommer“ finde ich
noch besser! Ich kann nur sagen, wer dieses Buch nicht liest verpasst
etwas!
Diese Buchbesprechung stammt von Lilly, 15 aus Wien (Februar 2007)