HÖR AUF ZU TROMMELN, HERZ
Autorin: Beate Dölling Erschienen im: Beltz Verlag 252 Seiten - Ab 14 Jahren
„Katzlow ist ein kleines Dorf mit einer alten Bäckerei.
Jeden Tag ab 14.30 Uhr gibt es dort warmen Apfelkuchen vom Blech, mit
zuckerknusprigen Butterlöchern. Um 15 Uhr ist der Kuchen schon
ausverkauft. Seit Jahrzehnten isst das ganze Dorf diesen Apfelkuchen,
und wenn man jemandem, der woanders wohnt, ein Stück mitbringt,
weiß er sofort, dass es sich um den Apfelkuchen aus Katzlow
handelt."
Mhm, da bekommt man Lust, in dieses Dorf zu fahren, wo die Welt
stehen
geblieben zu sein scheint. Doch das ist sie nicht: „Ansonsten hat das Dorf nichts zu bieten, keine Kneipe, keine
Telefonzelle, keinen Jugendtreff. Der Konsum wurde vor drei Jahren
zugemacht und vergittert und sieht jetzt aus wie ein verwaistes
Gefängnis. Die meisten Jugendlichen hängen nachmittags an den
Bushaltestellen herum wie in allen anderen Dörfern auch." Willkommen im Oderland zwischen Frankfurt, Berlin und Cottbus,
kurz vor
der polnischen Grenze, wo es neben Katzlow noch Frankenfelde oder
Pritzehofe gibt. Kuhdörfer. Nester. Wie auch immer. Doch darum
geht es doch gar nicht.
Katharina, die 17 Jahre alt ist und mit ihren Eltern und vier mehr oder
weniger nervigen Geschwistern in Herzhöfel wohnt, ist die
Hauptperson. Wenn sie nicht gerade ihre Ausbildung zur Arzthelferin in
einer stickigen Praxis bei einer launischen Frau Doktor Knappheider -
Gusjew absolviert und in der Berufsschule für die Prüfung
büffelt, geht es ihr auf dem Land ganz gut: Wochenenden im
Schlachthof, dem einzigen Disco-Party-Tempel in der Region, Nachmittage
mit ihrem Freund Ingo und innige Briefe an und von Armand, ihrem
englischsprachigen Franzosen, der ihr auf seiner Tournee (ja, der Gute
spielt in der Newcomerband „The Flushers") über den Weg gelaufen
ist.
Doch Beate Dölling hätte die Story nicht geschrieben, wenn
Katharinas Herz nicht zu trommeln aufhören sollte...Die Liebe ist
schließlich eine verzwickte Sache, denn ihr Herz kann sie nicht
dem Sunnyboy Ingo und dem Romantiker Armand schenken.
Wenn das nicht schon ein Problem genug wäre (Mädchen tun sich
da immer schwer), geht' s dann auch noch im Praxisalltag rund und das
traurige Schicksal ihrer Urgroßmutter bringt ihre Gedanken noch
mehr durcheinander. Und nach „The Flusher" - Konzerten, durchwachten
Nächten, Prüfungsstress, Depri - Phasen und Liebeskummer,
wird es nach und nach ruhig im Leben der jungen Arzthelferin und sie
merkt, dass sich das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen nicht
nur vor der Haustür abspielt, sondern überall. Und die alte
Bäckerei mit ihrem ofenfrischen Kuchen wird es auch dann noch
geben, wenn Katharina ihren Weg letztendlich gefunden hat. Denn hat die
Liebe zum Armand eine Zukunft? Ist ihr Ingo wirklich so wichtig? Muss
sie die Strapazen in der Praxis weiter ertragen? Und vor allem: Was
will sie wirklich?
Eine Geschichte, wie aus dem Leben gegriffen, ohne Kitsch und Schmalz
und ungewohnt realistisch, als ob es Katharina mit all ihren Freuden
und Ängsten wirklich gibt - wer weiß?
Diese Buchbesprechung stammt von Rinke, 17 aus Leipzig (2004)